Deleted Scene Trebeta

Dieser Ausschnitt stammt aus der Erstfassung meines ersten Romans ‚Das Amulett des Trebeta – Oder wie Gott dem Schicksal ein Schnippchen schlug‘

Trotzdem haben tote Seelen ihre Vorteile. Sie erweisen sich als beruhigender Faktor auf das Gewerbe der Nekromantie. Und genau aus diesem Grund achtete ich darauf, dass den Nekromanten regelmäßig Seelen zur Verfügung gestellt wurden. Vor allem jenen, die sich als besonders wild und unberechenbar erwiesen hatten.

Denn ein Nekromant ist ja, laut meiner eigenen Definition, unbedingt böse. Eine lange Zeit ohne gutwillige Seelen, die ihn vom Gegenteil überzeugen, kann dazu führen, dass sich diese Menschen aus purer Langeweile Dinge ausdenken, die später mir und euch gleichermaßen zu schaffen machen. Und das ist eindeutig ein Nachteil an der Nekromantie.

Diese Seele hatte ich also für den saarländischen Nekromanten aufgehoben, weil er als ein besonders unleidlicher Geselle galt. Ich erinnere mich noch zu gut daran, wie er Grünwald aussterben ließ und den Menschen zusah, wie sie jene schlimmen Gräueltaten begingen, die jedes Mal dann geschehen, wenn ihr Menschen wirklich verzweifelt seid. Und alles nur, weil ich ihn nicht ausreichend beschäftigt hatte.

Ein anderes Mal konstruierte er diesen schrecklichen stehenden Stein, der Menschen erschlug, die sich zwischen zwölf und ein Uhr durch seinen Schatten bewegten, sie dann auffraß und sich aufrichtete, als wäre nichts geschehen. Ihr seht schon, mit welchen Schwierigkeiten man bei der Schöpfung zu kämpfen hat.

Ich schickte ihm also diese Seele, die mir ausgesprochen leidtat, weil sie die Aufgabe hatte, diesen groben Klotz zur Vernunft zu bringen. Doch dann ging etwas schief.

Eigentlich war es die Schuld des Nekromanten, nicht meine. Was aber auf dasselbe herauskommt, da ich ihn ja geschaffen habe. Dieser Mann hatte einfach kein Talent. Jedenfalls nicht für Punkt eins. Er war, genau genommen das Gegenteil von unserem Nekromanten. Bei ihm war seine Fähigkeit, böse zu sein, ausschlaggebend für seine Berufung gewesen. Seine Fähigkeit, mit Toten zu sprechen jedoch – nun ja. Sagen wir, sie war nicht sehr ausgeprägt.

Normalerweise hatte ich darauf geachtet, ihm Seelen zu schicken, die nicht besonders anspruchsvoll waren. Seelen, die gerade noch dazu imstande waren, ihn von seinen schlimmsten Taten abzuhalten, sich aber nicht an seiner Unflexibilität stießen. Bei dieser Seele jedoch hatte ich einen Fehler gemacht.

Eigentlich lag es daran, dass alle anderen Seelen, die ich aus dem Lebenskreislauf abgezogen hatte, schon vergeben waren. Ich hatte sie an all die anderen Nekromanten geschickt, denn das Handwerk blühte ja zu dieser Zeit. Den Saarländer hatte ich irgendwie vergessen, weil ich eine Weile damit beschäftigt war, seinen Pfälzer Kollegen davon abzuhalten, einen Todesfluch in Richtung Saarland loszuschicken, der alles Leben dort für Jahrhunderte vernichtet hätte.

Der Pfälzer war eine so harte Nuss, dass ich den Saarländer für eine Weile vergessen hatte. Bis ich bemerkte, dass er an einer neuen Konstruktion tüftelte, einer ringförmigen Wurst, welche ihren Besitzer erdrosseln sollte. Da wurde mir klar, dass mir nichts anderes übrig blieb, als ihm die letzte Seele zu schicken.

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